»Katechismus – mit unseren Kindern?« Das war vor Jahren meine Reaktion, als jemand vorschlug, anzufangen, mit unseren noch sehr kleinen, sehr aktiven Söhnen den Katechismus durchzunehmen. Aber über raschender weise war es eine wirklich wundervolle Erfahrung.
Wir benutzten einen Kinderkatechismus, eine stark vereinfachte Version, die auf dem Kürzeren Westminster Katechismus basierte. Die ersten Fragen sind sehr einfach, und die Antworten so kurz, dass auch ein Kind, das erst 18 Monate alt ist, freudig mit »Gott!« antworten kann, wenn man es fragt: »Wer hat dich gemacht?« und »Alles!« auf die zweite Frage: »Was hat Gott noch gemacht?« Wir entdeckten, dass unsere Kinder diese Frage-Antwort-Dynamik schätzten. Für sie war es fast ein Spiel, durch das sie auch ein echtes Erfolgs erlebnis hatten.
Meine erste Begegnung mit der Katechismuslehre von Kindern widersprach noch sehr meiner Intuition. Als Studentin am Seminar verbrachte ich einen Sommer damit, für eine Gemeinde in einem von Gangs geprägten Stadtteil in Philadelphia zu arbeiten. Dort hörte ich von einem Pastor, der in einer noch schwierigeren Gegend der Stadt einen sehr erfolgreichen Dienst unter Kindern tat. Dieser fand samstags statt und zog Hunderte von Grundschul- und Mittelschulkindern an. Ich entschloss mich, mir dieses Programm in der Praxis anzusehen.
Ich bin mir nicht sicher, was ich erwartete – liebevolle Ehrenamtliche, die Limo ausschenken, Umarmungen verteilen und Jesus-Geschichten erzählen? Was mich mehr als erstaunte, war ein Gebäude mit mehr als zweihundert Kindern, die – nach Altersgruppen aufgeteilt – den Katechismus lernten. Ich muss zugeben, dass mich nur wenige Dinge mehr erstaunt haben als das. Ich hatte niemals einen Gedanken daran verloren, den Katechismus als ein modernes Lehrmittel zu verwenden, und selbst, wenn ich darauf gekommen wäre, wäre mir nicht eingefallen, es unter diesen Umständen einzusetzen.
Der Pastor war gewohnt, dass die Leute ungläubig und mit verblüffenden Fragen reagierten: »Warum in aller Welt lassen Sie diese Kinder den Katechismus auswendig lernen? Brauchen sie nicht die grundlegende Botschaft des Evangeliums?« Ich habe bis heute seine Antwort nicht vergessen:
Diese Kinder wissen überhaupt nichts über Gott, Jesus oder die Sünde. Sie haben diese Worte niemals gehört. Höchstens haben sie die Worte als Fluchworte missbraucht. Wir bauen in ihren Köpfen ein Gerüst von Worten, Vorstellungen und Konzepten, damit sie, wenn wir ihnen dann von der Sünde und einem Retter, der gekommen ist, berichten, verstehen können, was wir sagen.
Ich verließ ihn, um eine Einsicht reicher, aber nicht völlig überzeugt. Vielleicht stimmte es, aber es erschien mir irgendwie mittelalterlich, die Kinder den Katechismus auswendig lernen zu lassen, ganz gleich, wie vernachlässigt ihre geistliche Bildung war. Wenige Wochen darauf änderte ich meine Meinung.
Ich hatte mit einer Zwölfjährigen aus der Nachbarschaft eine Mentorenbeziehung angefangen. Ich dachte, ich vermittelte ihr das Evangelium. Sprachgewandt fragte ich sie:
»Weißt du, was Ostern bedeutet?« Sie dachte einen Augenblick ernsthaft nach und antwortete dann: »Das war entweder, als dieser Typ geboren wurde oder als er starb, aber ich vergesse immer, was was ist.« Ich begriff sofort, dass ihr der Verstehens horizont fehlte, um meine Worte zu verstehen. Ich wünschte mir, ich hätte begonnen, mit ihr den Katechismus durchzuarbeiten.
Noch eine letzte Geschichte aus meiner Familie: Jonathan, unser Jüngster, wartete darauf, dass ich ihn bei seiner Babysitterin abholen würde. Als er in Gedanken aus dem Fenster sah, fragte sie ihn: »Worüber denkst du nach?« Für sie unbemerkt brachte sie damit den Teil seines Gehirns in Gang, der dafür zuständig ist, Fragen von Erwachsenen zu beantworten. Seine Antwort lautete (aus dem Katechismus): »Gott.« »Und was denkst du über Gott?«, fragte sie erstaunt zurück. Jetzt bekam sie eine noch erstaunlichere Auskunft (die aus der zweiten und dritten Antwort aus dem Katechismus stammt): »Wie er alles zu seiner Ehre gemacht hat.« Die Babysitterin wäre beinahe ohnmächtig geworden. Sie meinte schon, sie hätte es mit einem Wunderkind zu tun. Aber eigentlich lag es nur an dem Katechismus.
Die Geschichten mal beiseite: Wie finden Menschen im realen Leben, in echten Familien des 21. Jahrhunderts, die Zeit oder Kraft, so etwas wie Katechismus unterricht durchzuführen? Das ist eine echte Herausforderung. Die meisten Familien, wenn sie auf sich gestellt sind, hören mehrmals damit auf und fangen dann wieder an (bei uns war es auch so). Es ist viel einfacher, wenn es ein von der Kirche gesponsertes Programm gibt oder verantwortliche Kleingruppen, in denen jede Woche eine Frage und Antwort auswendig gelernt und aufgesagt werden. Eine Mutter in unserer Gemeinde schrieb:
Wir hatten mehrere Methoden getestet, um den Katechismus in unser Familienleben zu integrieren ... einige davon erfolgreicher als andere. Alles in allem sind wir der Meinung, dass der Katechismus sehr wichtig ist. Wir haben einen Katechismus für Abendandachten mit unseren Kindern benutzt. Wir haben mehrmals als Familie angefangen, einen Katechismus zu lernen. Und ich habe eine Gruppe von Viert- und Fünftklässlern in der Gemeinde unterrichtet. Der positive Effekt, den die Katechese auf unsere Familie hatte, ist Folgender: Wenn man Gottes Wahrheit in verdaubare Fragen und Antworten einbaut, dann können unsere Kinder, wenn sie das Leben und die Welt um sie herum erleben, verstehen, wie Gott in Zeit und Geschichte gewirkt hat, wie er in ihrem Leben und in der Zukunft dieser Welt und an der Menschheit handeln wird. Wenn uns in unserem Leben schwierige Fragen begegnen, dann ist der Katechismus oft ein Leitfaden, durch den wir unsere Kinder zu den Wahrheiten der Schrift führen können.
Der Schlüssel ist, dass Sie überzeugt sein müssen, dass Sie bei Ihrem Kind die mentale Grundlage legen, auf der der Rest seines geistlichen Lebens aufbaut. Oder, um das Bild zu wechseln: Sie legen Zunder und Holz scheite in den Ofen, damit, wenn der Funke des Heiligen Geistes das Herz Ihres Kindes entfacht, es ein ständiges, gleichmäßiges Feuer gibt.